Testliner versus Kraftliner - was sind die Unterschiede?
Was ist ein Liner und wofür wird er benötigt?
Bei der Herstellung von Versankartons aus Wellpappe werden als Rohstoffe bestimmte Papiere benötigt. Wenn Du Dir den Aufbau von Wellpappe schon einmal angeschaut hast, ist Dir sicher aufgefallen, dass dieses Material mindestens aus einem Wellenpapier und einer Deckschicht besteht.
Wenn man so will, schließen die Deckschichten das Wellenpapier ein. Eine Deckschicht wird in der Papierindustrie auch als Deckenpapier oder Liner bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Deckenpapiere, die unter anderem darin differieren, wie hoch der Altpapieranteil ist. Weitere wichtige Fachbegriffe im Zusammenhang mit Linern sind Testliner, Kraftliner, Schrenzpapier und mehr. Du lernst sie im Folgenden kennen.
Wie sind Testliner und Kraftliner definiert?
Die bekanntesten Liner Test- und Kraftliner haben unterschiedliche Papiersorten als Grundlage und jeweils spezielle Eigenschaften.
Testliner
- bestehen zu 100 % aus Altpapier.
- sind zwei- oder mehrlagig.
- kommen in Deutschland in den Qualitäten T1,T2 und T3 zum Einsatz, gestaffelt nach der höchsten Wertigkeit des verwendeten Recyclingpapiers bei T1 und am wenigsten wertigen Altpapier bei T3.
Kraftliner
- haben als Basis sogenanntes Kraftpapier, das zu 80 aus Primärfasern (neue Holzfasern) und zu 20 % aus recycelten Fasern besteht.
- zeichnen sich durch ein Flächengewicht von bis zu 440 g/m² aus.
- sind in der Farbe etwas dunkler als andere Liner, haben eine glatte Oberfläche und sind bis zu einem gewissen Grad wasserabweisend.
Welche Vorteile haben Testliner?
Testliner werden bestimmt durch:
- günstige Kosten
- eine leicht verringerte Belastbarkeit im Vergleich mit Kraftlinern
- besonders viele variable Einsatzmöglichkeiten durch die verschiedenen Qualitäten T1,T2 und T3
Die hohe Altpapierquote sorgt bei den Testlinern für einen überragend hohen Grad an Nachhaltigkeit.
Welche Vorzüge kennzeichnen Kraftliner?
Charakteristisch für Kraftliner ist unter anderem:
- ihre hohe Reißfestigkeit
- die ausgeprägte Widerstandsfähigkeit
- eine glatte Oberfläche mit leichter Bedruckbarkeit
Kraftliner machen mit der homogenen Oberfläche einen besonders wertigen Eindruck.
Häufig gestellte Fragen zu Kraftliner und Testliner
Wie nachhaltig sind die verschiedenen Liner-Typen?
Gibt es noch andere Linerarten?
- Das aus unsortiertem Altpapier hergestellte Schrenzpapier wird bevorzugt als Innendecke bei leichteren Wellpappen eingesetzt. Ebenso für die Zwischenbahnen mehrwelliger Wellpappe und für leichte Kartons als Außendecke. Eine besondere Form von Schrenzpapier ist Wellenstoff. Dieses Schrenzpapier hat besonders hohe Festigkeitswerte.
- Halbzellstoffe bringen eine größere Steifigkeit mit und können daraus hergestellte Wellpappe fester machen.
In welchen Farben und Stärken/Grammaturen gibt es Liner?
- Kraftliner weisen Grammaturen von 120 bis 440 g/m² auf.
- Bei Testlinern liegen die Werte bei durchschnittlich 100-200 g/m²
Warum erscheint die Wellpappeproduktion mit verschiedenen Linern recht komplex?
Wellpappe ist ein sehr gefragtes Verpackungsmaterial. Die Nachfrage ist in Deutschland, aber beispielsweise auch in China besonders hoch. Allein die deutsche Wellpappenindustrie macht derzeit über 6 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.
Die Beliebtheit von Wellpappe gründet primär auf drei großen Vorzügen des Materials:
- Es ist nachhaltig.
- Es lässt sich bereits im Produktionsprozess auf unterschiedliche Anwendungsbereiche anpassen.
- Wellpappe ist vergleichsweise preisgünstig.
Bei der Produktion von Wellpappe kommt es auf das Detail an. Deshalb spielen auch die unterschiedlichen Liner mit ihren jeweils spezifischen Vorteilen eine wichtige Rolle. Jeder Liner steht für eine bestimmte Kombination verschiedener Materialien.
So werden Testliner mit einer Wellenbahn aus altpapierbasierten Wellenpapier kombiniert. Kraftliner bilden mit einer Wellbahn aus Halbzellstoffpapier eine ausgezeichnete Verbindung.
Wellpappenprodukte können nach Stabilität, Kosten und Gestaltbarkeit flexibel in unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden. Sie bilden heute häufig nicht nur mehr die Grundlage für Verpackungen, sondern auch für Möbel oder andere Produkte. Die Vielseitigkeit von Wellpappe ist die große Stärke dieses Materials.
Die verschiedenen Liner und ihre optimalen Einsatzbereiche beruhen auf einer langjährigen Erfahrung in der Wellpappenindustrie. Heute weiß man genau, wann der Kraftliner die beste Wahl ist und wann der Testliner mehr Vorzüge hat. Für jeden Einsatzzweck steht der passende Karton aus Wellpappe bereit.
Gibt es standardisierte Verpackungsmuster für Wellpappekartons?
Bekannt sind etwa die FEFCO-Standards. Aus einer Sammlung von verschiedenen Kartonformen mit Codes kann sofort eine spezifische Form identifiziert werden. Die Verpackungsformen in den Codes treffen dabei keine Aussagen zum verwendeten Wellpappenmaterial. Hier kann die Form den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden, indem etwa Kraftliner oder Testliner eingesetzt werden.
Fazit: welcher Liner für welche Anwendung?
Kraftliner überzeugen bei Wellpappeverpackungen, die sich als besonders reißfest und widerstandsfähig erweisen sollen. Ebenso sind Kraftliner gefragt, wenn eine glatte Oberfläche gewünscht ist. Testliner sind eine preisgünstige Lösung für viele Anwendungsbereiche. In der Qualität T1 stehen sie der Festigkeit der Kraftliner-Kartons kaum nach.Die anderen Liner haben spezifische Eigenschaften:
Schrenzpapier eignet sich unter anderem ideal als Stopf- und Füllpapier. Wellpappe mit einem höheren Grad an Steifigkeit bedienen ebenfalls spezifische Einsatzbereiche. Es ist durch die vielen Variationsmöglichkeiten bei Wellpappe wichtig, sich bei einer Verpackung über Kraftliner und andere Liner zu informieren. Nur so wirst Du die passenden Versandkartons aus Wellpappe für den individuellen Einsatzzweck aussuchen können.
Der optimale Versandkarton für einen spezifischen Einsatz? Kraftliner und andere Linermaterialien bestimmen maßgeblich die Produktwahl. Im Zweifel solltest Du beim Anbieter nachfragen, wenn Du Dir bei der Wahl des optimalen Liners unsicher bist.