Incoterms 2023 einfach erklärt: DDP, DAP, FCA, CPT..
Die Incoterms im Überblick
Wer an welcher Stelle der internationalen Lieferkette für was verantwortlich zeichnet, ist in den elf Klauseln der Incoterms genau definiert - in Großbuchstaben abgekürzt. Hier kommen die Incoterms im Kurzüberblick:Akürzung: | Beschreibung: |
EXW | Ex Works (ab Werk) |
FCA | Free Carrier (frei Frachtführer) |
FAS | Free Alongside Ship (frei Längsseite Schiff) |
FOB | Free On Board (frei an Bord) |
CFR | Cost and Freight (Kosten und Fracht) |
CIF | Cost, Insurance and Freight (Kosten, Versicherung und Fracht) |
CPT | Carriage Paid To (frachtfrei) |
CIP | Carriage, Insurance Paid To (frachtfrei versichert) |
DAP | Delivered At Place (geliefert benannter Ort) |
DPU | Delivered At Place Unloaded (geliefert benannter Ort entladen) |
DDP | Delivered Duty Paid (geliefert verzollt) |
Incoterms - Alles auf einen Blick! Internationaler Warenversand braucht Regeln. Juristische Klauseln wie Incoterms erleichtern den weltweiten Handel, weil sie die Verteilung der Preis- und Sachgefahr zwischen Käufer und Verkäufer exakt festlegen. Zu wissen, welche Incoterms im Einzelfall vorteilhaft sind, spart Ärger und Kosten. Doch welche Incoterms gelten wann, wo und wie?
Was sind Incoterms?
Incoterms definieren Standardleitlinien für Versandregularien im internationalen Handel. Wo mehrere Akteure im Rahmen von Kaufverträgen mit ihren Rechten und Pflichten beteiligt sind, geht es nicht ohne Leitfäden für den Frachtversand! Schließlich kann man die Verteilung von Kosten, Risiken und Sorgfaltspflichten zwischen Vertragspartnern kaum dem Zufall überlassen. Denn das Ziel lautet: Pünktliche Bezahlung von Waren, Dienstleistungen und Zöllen zu gewährleisten sowie Spediteure, Lieferanten und Käufer zu schützen. Seit 1936 gibt die Internationale Handelskammer (ICC) in Paris ihre Internationalen Regeln für die Auslegung der handelsüblichen Vertragsformeln (International Commercial Terms) heraus. Aber was im Handel Usus ist, wandelt sich, so dass die ICC diese Incoterms fortlaufend aktualisiert und so an Marktbedarf und Geschäftspraxis anpasst. Konkret regeln Incoterms z. B., wann eine Ware auf den Käufer übergeht, wer welche Transportkosten übernimmt und wer ab welchem Punkt des Lieferprozesses die Versicherung zahlt und/oder bei Verlust und Beschädigung haftet. Regeln, die aber erst dann rechtsverbindlich werden, wenn sie - z. B. per Kaufvertrag - ausdrücklich vereinbart sind.
Welche Fragen zwischen Verkäufer und Käufer regeln die Incoterms?
Dank Incoterms sind sämtliche Fragen zwischen Verkäufer und Käufer geklärt, wie:
- Wer kümmert sich um den Transport der Ware bzw. Ausfuhr-/Einfuhrabfertigung?
- Wann geht die Ware vom einen Akteur in den Verantwortungsbereich des anderen über (Gefahrenübergang)?
- Wie verteilen sich Kosten und Risiken?
- Wie erfolgen Lieferung und Warenübernahme konkret?
Darüber hinaus regeln Incoterms auch Punkte wie:
- Wer beschafft die Warendokumente, wer welche Transportdokumente?
- Wer hat die Ware für welche Teilprozesse zu versichern?
- Wer kümmert sich um den Zoll?
- Wer muss wen wann mit welchen Informationen ausstatten?
- Wer versichert die Ware?
- Wer führt die Warenprüfung durch?
- Wie ist die Ware zu verpacken - und wer zahlt für Verpackungsprozess und Verpackungsmaterialien?
Hierbei regeln Incoterms stets auch, wer für die obigen Punkte die Kosten trägt.
Warum sind Incoterms nicht = Kaufvertrag?
Bei einigen Themen zucken Incoterms nur mit den Schultern, weil sie Sache des Kaufvertrags sind, wie:
- Zahlungsbedingungen und Gerichtsstand
- Eigentumsübergang
- Folgen bei Incoterms-Verstößen
- Beilegung von Streitigkeiten
- Haftungsausschlüsse
- Ersatzlieferungen
Teil von Kaufverträgen im Import und Export sind Incoterms als Standardvertragsbedingungen natürlich trotzdem, so dass feststeht, wer welche Verantwortung trägt und wer haftet. Hierbei spielt der Lieferweg einer Ware vom Versand- zum Bestimmungsort eine Hauptrolle: Vor Vertragsschluss wird bestimmt, wo der so genannte Gefahren- bzw. Übergabepunkt liegen soll, der diesen Lieferweg in zwei Wegstrecken teilt. Grob gesagt der Punkt, an dem die Verantwortung des Verkäufers endet - und die des Käufers beginnt.
Weshalb sind Incoterms so wichtig?
Für Verkäufer wie Käufer macht es Sinn, Incoterms zu lesen, bevor Kaufverträge ausgehandelt werden. Dann sind beide gegen Betrugsversuche gewappnet und für etwaige Lieferprobleme gerüstet. So laufen z. B. Zollverfahren innerhalb der EU-Grenzen recht entspannt, aber international können gewisse Hürden warten - wie die einzig durch die USA verlangte Zollbürgschaft (Customs Bond), das bei der Einfuhr nach Großbritannien obligatorische Aufschubkonto oder Quellensteuer bei der Ausfuhr aus Indien. Die gewählten Incoterms müssen passen, um einen fairen Deal zu bekommen!
Was verraten Incoterms über Transportarten und Abwicklungsart?
Gruppe: | Beschreibung: |
Gruppe E | Abholklausel (EXW) |
Gruppe F | Absendeklauseln ohne Kostenübernahme des Haupttransports durch den Verkäufer (FCA, FAS, FOB) |
Gruppe C | Absendeklauseln mit Kostenübernahme für den Haupttransport durch den Verkäufer (CFR, CIF, CPT,CIP) |
Gruppe D | Ankunftsklauseln (DAP, DPU, DDP) |
Das Tragen von Kosten und Risiken innerhalb einer Gruppe folgt einem einheitlichen Grundprinzip. Mit jeder Gruppe wachsen die Verkäuferpflichten, während die des Käufers entsprechend schrumpfen.
Was beinhalten die 11 Incoterms im Detail?
Jede der elf klar strukturierten Incoterms-Klauseln legt Kostenübergang, Lieferort und Gefahrenübergang vom Verkäufer auf den Käufer präzise fest. Wird eine Incoterms-Klausel Teil deines Vertrages, gelten damit auch die umfassenden, mehrseitigen Ausführungen zur jeweiligen Klausel des Regelwerks Incoterms 2020, Deutsch-Englisch. Sich mit dem Originaltext zu beschäftigen, lohnt sich also.Die Incoterms E-Klausel
Incoterms F-Klauseln
Die Incoterms der F-Gruppe zeichnen sich dadurch aus, dass der Käufer die Kosten des Haupttransports trägt. Mit Übergabe der Ware geht die Gefahr an dessen Frachtführer über.Abkürzung | Bezeichnung | Deutsch | Benannt | Beschreibung |
FCA | Free Carrier | frei Frachtführer | benannter Übergabeort |
Als Verkäufer transportierst du die Ware zu dem Lieferort, den der Käufer bestimmt. Die Kosten für Verpackung, Warenprüfung und das Freimachen der Ware zur Ausfuhr übernimmst du. Darüber hinaus musst du als Verkäufer je nach ausgewähltem Ort der Lieferung auch beladen. Es ist wichtig, diesen Ort präzise zu benennen. Für Haupttransport, Durchfuhr und Einfuhr ist dann der Käufer zuständig. FCA ist bei allen Transportarten möglich und wird gern beim Container-Transport verwendet.
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FAS | Free Alongside Ship | frei Längsseite Schiff) | benannter Verschiffungshafen | Diese Incoterms Klausel hat nur im See- oder Binnenschiffstransport Geltung. Hierbei erledigt der Verkäufer die Verpackung der Ware auf seine Kosten, verbringt sie zum durch den Käufer benannten Verschiffungshafen und macht die Ware zur Ausfuhr frei. Waren gelten als geliefert, sobald sie längsseits des Schiffs im Verschiffungshafen verbracht sind - wie z. B. an einer Kaianlage. Ab hier geht die Gefahr von Verlust oder Beschädigung der Ware auf den Käufer über. |
FOB | Free On Board | frei an Bord) | benannter Verschiffungshafen | Die Bezeichnung Free on Board sagt es: Liefert der Verkäufer die Ware an Bord des See- oder Binnenschiffes im benannten Verschiffungshafen, ist seine Verpflichtung erfüllt - inklusive der Verpackung der Ware auf seine Kosten und Freimachen zur Ausfuhr. Achtung: Willst du diese Incoterms Klausel verwenden, darf die Ware ausschließlich an Bord des Schiffes übergeben werden - nicht vorher! Free in FOB kommt dem Käufer insofern entgegen, als dass er nicht sämtliche Kosten und Risiken für Transportweg, sondern lediglich für den Haupttransport ab benanntem Lieferort trägt. Geht die Ware vorher verloren oder wird beschädigt, ist das Verkäuferrisiko. |
Incoterms C-Klauseln
Abkürzung | Bezeichnung | Deutsch | Benannt | Beschreibung |
CFR | Cost and Freight | Kosten und Fracht | benannter Bestimmungshafen | Geliefert heißt, die Ware ist an Bord des Schiffes, bereit für den See- oder Binnenschifftransport. Als Verkäufer trägst du die Kosten und die Fracht zur Beförderung der Ware zum benannten Bestimmungshafen. Auch die Verpackung der Ware und das Freimachen zur Ausfuhr übernimmst und zahlst du. Beachte: Diese Incoterms-Klausel ist für den Containertransport nicht sinnvoll, wo die Übergabe der Ware an den Frachtführer schon geschieht, bevor sie sich an Bord befindet. Hier solltest du CPT wählen. |
CIF | Cost, Insurance and Freight | Kosten, Versicherung und Fracht | benannter Bestimmungshafen | Ähnlich wie bei CFR gilt die Ware als geliefert, wenn sie an Bord ist. Verkäufer tragen die Kosten sowie die nötige Fracht, um die Ware zum benannten Bestimmungshafen zu bringen. Was bei diesen Incoterms hinzukommt, ist ein durch den Verkäufer abzuschließender und zu leistender Transportversicherungsvertrag (Mindestdeckung in Höhe der Institute Cargo Clauses C). Wie bei CFR verpackt der Verkäufer die Ware auf eigene Kosten und macht sie zur Ausfuhr frei. Containertransport statt See- oder Binnschiff geplant? CIP ist eine bessere Lösung. |
CPT | Carriage Paid To | frachtfrei | benannter Bestimmungsort | Der Verkäufer liefert die Ware dem durch ihn benannten Frachtführer, übernimmt außerdem die Frachtkosten, die zur Beförderung der Ware zum benannten Bestimmungsort erforderlich sind. Er kümmert sich auch um die Verpackung und das Freimachen zur Ausfuhr. Die Incoterms Klausel CPT kann bei allen Transportarten angewendet werden. |
CIP | Carriage, Insurance Paid To | frachtfrei versichert | benannter Bestimmungsort | Wie bei CPT muss der Verkäufer die Ware dem durch ihn benannten Frachtführer liefern und übernimmt auch hier die nötigen Frachtkosten für die Beförderung zum benannten Bestimmungsort. Der Unterschied: Verkäufer müssen bei CPT einen Transportversicherungsvertrag abschließen und zahlen, deren Umfang und Mindestdeckung die Institute Cargo Clauses A vorgeben. Auch bei dieser, für sämtliche Transportarten anwendbaren Incoterms Klausel ist der Verkäufer zu Verpackung und Freimachung der Ausfuhr verpflichtet. |
Incoterms D-Klauseln
Abkürzung | Bezeichnung | Deutsch | Benannt | Beschreibung |
DAP | Delivered At Place | geliefert benannter Ort | bennanter Ort geliefert | Der Verkäufer stellt die Ware dem Käufer entladebereit auf dem ankommenden Beförderungsmittel am Bestimmungsort zur Verfügung. Er muss die Ware zur Ausfuhr freimachen, aber ist dagegen nicht verpflichtet, die Ware auch zur Einfuhr freizumachen. Diese Incoterms sind für alle Transportarten geeignet und empfehlen sich insbesondere bei einem Warentransport, bei dem mehr als ein Transportmittel zum Einsatz kommt. |
DPU | Delivered At Place Unloaded | geliefert benannter Ort entladen | benannter Ort entladen | Der Verkäufer hat seine Verpflichtung erfüllt, sobald die Ware vom ankommenden Beförderungsmittel entladen und dem Käufer am benannten Bestimmungsort im Bestimmungshafen oder am Bestimmungsort bereitgestellt wurde. Wie bei DAP muss der Verkäufer auch hier das Freimachen zur Ausfuhr übernehmen, ist aber nicht verpflichtet, dies auch zur Einfuhr zu tun. Als Verkäufer trägst du sämtliche Kosten und Gefahren der Warenbeförderung zum benannten Bestimmungsort im Bestimmungshafen oder am Bestimmungsort - inklusive Entladekosten. Ist dieser Ort kein Terminal, musst du sicherstellen, dass die Ware am Lieferort entladen werden kann. Wie DAP ist auch die Incoterms Klausel DPU für alle Transportarten anwendbar - und auch, wenn ein Warentransport durch mehrere Transportmittel erfolgt. |
DDP | Delivered Duty Paid | geliefert verzollt benannter Bestimmungsort | benannter Ort geliefert und verzollt | Mit DDP lässt du dich als Verkäufer auf die Maximalverpflichtung ein. Sprich, du machst die Ware zu Ausfuhr u n d Einfuhr frei und lieferst diese - unentladen - am benannten Bestimmungsort auf dem ankommenden Beförderungsmittel. Als Verkäufer ist die Erledigung der Zollformalitäten dein Job. Bis zum Eintreffen der Ware am Bestimmungsort bzw. Bestimmungshafen trägst du sämtliche Kosten und Risiken. Erst mit Bereitstellung der Ware geht die Gefahr auf deinen Käufer über. DDP empfiehlt sich nur dort, wo Käufer wirklich keine Mitwirkungspflichten bei der Einfuhr von Waren haben. |