Typografie Grundlagen: Die Schrift als Teil des Verpackungsdesigns
SCHRIFTEN, DIE WIRKEN
Schriften erzählen Geschichten, aber das tun sie nicht nur, indem sie Wörter bilden. Auch jenseits der Informationsebene, die wir für die Kommunikation und Verständigung im Alltag benötigen, haben Schriftarten großen Einfluss auf uns. Die Typografie beschäftigt sich deshalb damit, wie Schriften und ihre Gestaltung auf uns wirken.
Denn jede Schrift hat ihren eigenen Charakter, der bereits in der grundlegenden Form der Buchstaben angelegt ist (Typografen sprechen in diesem Zusammenhang von der Architektur einer Schrift). Damit erzielen verschiedene Schriftarten eine unterschiedliche Wirkung:
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Typos, die an Handschriften angelehnt sind und über offene, runde Formen verfügen, empfinden wir als freundlich und warm.
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Geometrische, geschlossene Schriften sind mit gegenteiligen Assoziationen verbunden und wirken technisch und kühl.
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Breite Buchstaben vermitteln Stabilität, während schmale Schriften einen labilen Eindruck erwecken. Analog dazu können rechte Winkel hart und abgerundete als sanft wahrgenommen werden.
Daneben machen Schriftelemente wie Ober- und Unterlängen einen erheblichen Unterschied, genauso wie eine Betonung der Horizontalen oder Vertikalen: -
Kurze Ober- und Unterlängen erscheinen bodenständig, sind sie hingegen lang und ausgeprägt, werden sie zu einem Ausdruck von Eleganz.
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Liegt der Schwerpunkt einer Schrift auf der horizontalen Ausrichtung, wirkt sie dynamischer, ein Fokus auf der Vertikalen macht sie wiederum statisch.
SCHRIFT IM VERPACKUNGSDESIGN – EINE TYPENFRAGE
Die oben gestellte Frage lässt sich nur beantworten, wenn du die wichtigsten Schriftartentypen und ihre Eigenheiten kennst.
Serifenschriften
Diese Schriftarten zeichnen sich durch eine kleine Linie am Ende eines Buchstabenstrichs aus – der Serife. Sie sind echte Klassiker und vermitteln auch Klasse. Ihre Wirkung ist dadurch hochwertig und literarisch.
Weil sie so alt und verbreitet sind, ist ihre Form unseren Augen gut vertraut. Das macht Serifenschriften gut lesbar. Für längere Textpassagen und Kleingedrucktes sind sie deshalb eine gute Wahl.
Bekannte Vertreter: Times New Roman
Serifenlose Schriften
Sie sind auch unter dem Begriff „Sans Serif“ bekannt, was nichts anderes bedeutet als „ohne Serifen“. Durch den Verzicht auf die kleinen Füße erscheinen diese Schriftarten modern, klar, sachlich und sauber.
Mit einer Variation der Stärke lassen sich sogar noch mehr unterschiedliche Eindrücke erzeugen: dicke Sans Serif Schriften wirken stark und maskulin, dünne hingegen nobel und glamourös.
Bekannte Vertreter: Helvetica
Schreibschriften
So unverwechselbar wie die eigene Handschrift: Das ist die Idee hinter Schreibschriften und genauso sehen sie aus.
Das Resultat ist eine unglaublich vielfältige Auswahl, die von kalligrafischen Schriften bis zu Typos reicht, die wirklich versuchen Handschriften nachzuahmen. Dabei geht es in erster Linie um ein individuelles, einzigartiges Schriftbild – der repräsentative Aspekt steht hier klar im Vordergrund.
Bekannte Vertreter: Sacramento
Dekorative Schriften
Dekorative Schriften machen aus Buchstaben echte Kunstwerke. Dadurch ist ihre emotionale Wirkung beim Betrachter besonders groß und deshalb kommen sie vor allem als LogoSchriften zum Einsatz. Als Sekundärtext oder für Fließtext sind sie in der Regel zu plakativ – und auch zu schade.
An diesen Schriftarten lassen sich häufig aktuelle Trends ablesen, gleichzeitig werden sie genutzt, um das Branding eines Unternehmens über viele Jahre zu prägen
TYPOGRAFIE ALS GESAMTKUNSTWERK
Schon die verschiedenen Klassen von Schriftarten (die deutsche DIN 16518 unterscheidet hier übrigens verbindlich insgesamt 11 Gruppen) weisen ihre eigenen, charakteristischen Merkmale auf – und damit auch ganz unterschiedliche Effekte. Das Design einer Schrift sollte deshalb nicht allein zur Marke und zum Produkt passen. Seine volle Wirkung entfalten Typografie und Design erst im Gesamtzusammenhang. Und der besteht aus:
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dem Inhalt (also dem Text),
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der Gestaltung (das ist die Typografie) sowie
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dem Erfahrungshintergrund deiner Kunden.
Es geht also nicht darum, mit einer Schriftart deinen persönlichen Geschmack möglichst gut zu treffen. Du musst außerdem Faktoren wie kulturelle Prägungen und Werte oder persönliche Erfahrungen und Erwartungen deiner Zielgruppe berücksichtigen. Wenn alle Puzzleteile perfekt zusammenpassen, ist das Potenzial der Typografie aber ungemein groß: Sie transportiert unausgesprochene und ungeschriebene Botschaften, lädt deine Marke oder dein Produkt mit bestimmten Assoziationen und Eigenschaften auf und lenkt die Kunden in die Richtung, die du dir wünschst. Genug Gründe also, bei der Auswahl der Schriftart für ein neues Design genau hinzuschauen.