Wellpappe: Bedeutung des Verpackungsmaterials für die Wirtschaft


Was genau ist Wellpappe?
Die Herstellung von Wellpappe im Detail

Der Produktionsprozess ist durchaus komplex. Denn Wellpappe wird aus mindestens drei Lagen Papier hergestellt. Die beiden außen liegenden Papierbahnen sind glatt, die Bahn dazwischen gewellt. Das Ausgangsmaterial für die Papierherstellung ist ein Papierbrei, der inzwischen zu 80 Prozent aus recyceltem Altpapier besteht. Der Rest besteht aus fein zerkleinerten pflanzlichen Fasern, unter anderem aus Holz aus nachhaltigem Anbau. Aus dem Papierbrei entstehen zunächst die Papierbahnen. Um das gewellte Papier für die Zwischenschicht herzustellen, wird diese stark erhitzt und befeuchtet. Das Papier wird auf diese Weise beweglich. Anschließend presst eine Maschine das vorbehandelte Papier zwischen zwei Riffelwalzen mit hohem Druck in die gewünschte Wellenform.
Die Wellenform variiert, das Papier kann je nach gewünschter Beschaffenheit in unterschiedliche Wellenarten geformt werden. Die Wellenarten heißen beispielsweise Grafikwelle, Feinwelle, Mittelwelle, Grobwelle oder Maxiwelle. Die einzelnen Wellenarten unterscheiden sich in der Wellenteilung und der Wellenhöhe und somit auch in ihren Eigenschaften. Auch bei den glatten Deckblättern gibt es Unterschiede, sie können aus verschiedenen Papiersorten wie zum Beispiel Kraftliner, Testliner oder Schrenz bestehen. So entstehen Kartonprodukte mit unterschiedlichen Spezifikationen. Je nach Papierart und Wellenform sind die daraus hergestellten Verpackungen und Kartons beispielsweise besonders stabil, biegsam oder feuchtigkeitsresistent. Die einzelnen Papierschichten werden in der Fertigung miteinander verbunden. Auch hierbei setzt man auf nachhaltige, umweltfreundliche Materialien. Mit einem ungiftigen Leim auf der Basis von Weizen-, Mais- oder Kartoffelstärke werden die Papierbahnen verklebt. Die einfachste Variante ist die 1-wellige Wellpappe, sie besteht aus drei Schichten. Durch das Hinzufügen weiterer gewellter Papierbahnen und entsprechend glatten Zwischen- beziehungsweise Deckbahnen wird stabile 2-wellige oder sogar 3-wellige Pappe von hoher Tragfähigkeit hergestellt. 3-wellige Pappe besteht aus insgesamt 9 Schichten Papier.

Seit wann gibt es Wellpappe?
Wellpappe in ihrer heutigen Form existiert bereits seit über 150 Jahren. Die Geschichte dieses Verpackungsmaterials begann 1856 in der Modebranche. Edward Charles Healy und Edward Ellis Allen nutzten erstmalig gewelltes Papier in der Hutherstellung, um hohe Zylinderhüte zu stabilisieren. Die Inspiration kam ihnen durch die (in dieser Zeit beliebten) gewellten Plissee-Kragen. Die Vorlage für die späteren Maschinen zur Herstellung von gewelltem Papier war die 1870 in den USA entwickelte Plissier-Maschine. Sie war in der Lage, Stoffe durch Druckausübung zu falten. Der New Yorker Albert L. Jones entwickelte schließlich eine Riffelwalze für Papier, die er 1871 zum Patent anmeldete. Es begann die industrielle Herstellung von gewelltem Papier, das als hygienische Verpackung unter anderem zum Einwickeln von Flaschen aus Glas verwendet wurde.

Die Kombination aus einer gewellten mit einer glatten Schicht geht auf Oliver Long zurück, der die Wellpappe 1874 erfand und auch eine Handmaschine für die Herstellung patentieren ließ. Die erste mechanisch betriebene Maschine für die industrielle Herstellung von Wellpappe wurde von dem Unternehmen Thompson & Norris gebaut und 1882 in Betrieb genommen. 1883 eröffneten Thompson & Norris die erste Fertigungsstätte für Wellpappe in Deutschland im Rheinland. Als der eigentliche Erfinder des Wellpappenkartons gilt jedoch der damals in New York lebende Schotte Robert Gair. Er entwickelte eine Maschine, die aus der Wellpappe Kartons herstellen konnte. Die Wellpappe wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Federführend war unter anderem das erste deutsche selbstständige Wellpappenwerk, gegründet von Fedor Schoen im Jahre 1892 in Köln. In diesem Werk wurde bereits doppelseitige, stabilere Wellpappe gefertigt.
Welche Vorteile bietet Wellpappe?
Wellpappe ist das am häufigsten verwendete Verpackungsmaterial, weil es viele Vorteile bietet. Diese Vorteile möchten wir dir gerne aufzeigen:
Hohe Stabilität und geringes Eigengewicht
Durch die wellenartige Struktur ist Wellpappe sehr stabil bei gleichzeitig geringem Eigengewicht. Sie schützt als Verpackungsmaterial selbst empfindliche Waren. Wellpappe kann in unterschiedlicher Stärke zu Faltkartons verarbeitet werden. So entstehen beispielsweise 1-wellige, 2-wellige oder 3-wellige Kartons von hoher Stabilität. Kartons aus Wellpappe schützen Produkte beim Transport und bei der Lagerung.
Wellpappe ist umweltfreundlich
Wellpappe hat vor allem im Vergleich zu Kunststoff eine sehr gute Ökobilanz. Man kann sogar sagen, dass Wellpappe das umweltfreundlichste Verpackungsmaterial ist, das heutzutage in großen Mengen für den Weltmarkt produziert werden kann. Sie kann mit einem Anteil zwischen 70 Prozent und 100 Prozent an recycelten Materialien hergestellt werden. Für die Fertigung wird überwiegend Altpapier verwendet. Die übrigen Bestandteile sind ebenfalls umweltfreundlich. Das gilt für die Holzfasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft ebenso, wie für die verwendeten Leime auf natürlicher Stärkebasis. Bei der Herstellung wird normalerweise auf den Zusatz von Bleichmitteln oder Farbe verzichtet, sodass die Kartons und die entstehenden Abfallprodukte keine starke Belastung für die Umwelt darstellen. Nicht zuletzt ist Wellpappe selbst auch recycelbar. Sie wird aus Papierbrei hergestellt und kann später wieder für die Herstellung von neuen Kartons aus Pappe verwendet werden. Wellpappe ist also ein Kreislaufprodukt.


Wellpappe spart Energie
Kartons aus Wellpappe sind auch aus einem weiteren Grund umweltfreundlich, denn wegen des geringen Eigengewichts sparen sie beim Transport Energie und somit CO2. Die Herstellung erfolgt oft lokal, als Ausgangsmaterial wird recyceltes Papier verwendet, das vor Ort anfällt. Die Transportwege der Rohstoffe zur Produktionsstätte sind oft kurz. Auch auf diesem Weg wird Energie und somit CO2 gespart.
Handhabung, Lagerung und Flexibilität
Kartons aus Wellpappe können heutzutage in vielen Formen und Größen hergestellt werden. Damit ist das Material sehr flexibel, es lässt sich an unterschiedliche Anforderungen anpassen. Kunden können Kartons heutzutage zum Beispiel über einen Online-Konfigurator nach ihren eigenen Wünschen gestalten und bestellen.

Zahlen zur Wellpappe in Deutschland
Die Bedeutung des Verpackungsmaterials im internationalen Vergleich
Die Bedeutung der Wellpappe für Verpackungshersteller

Für Verpackungshersteller ist Wellpappe ein ideales Ausgangsmaterial. Sie lässt sich zu Kartons in vielen verschiedenen Formen verarbeiten. Wellpappe ist flexibel, je mehr Lagen, desto stabiler ist sie. So können aus Wellpappe sogar extrem tragfähige Verpackungen gefertigt werden. Verpackungshersteller können ihren Kunden inzwischen auch individuelle Konfigurationsmöglichkeiten anbieten. Kunden können zum Beispiel auf der Internetseite des Verpackungsherstellers über einen Konfigurator Kartons nach Maß, ihren eigenen Anforderungen erstellen und anschließend produzieren lassen. Diese Flexibilität ermöglicht kein anderes Verpackungsmaterial.
Die Bedeutung als Verpackungsmaterial
Mit einem Anteil von über 65 Prozent ist Wellpappe das wichtigste Verpackungsmaterial sowohl in Deutschland als auch weltweit. Wellpappe ist vergleichsweise günstig herzustellen, extrem stabil und reißfest und lässt sich außerdem zu Kartons in beliebigen Größen und Formen verarbeiten. Das Material hat ein geringes Eigengewicht und ist daher in der Logistik sehr beliebt. Auch in der Lagerhaltung sind Kartons aus Wellpappe unverzichtbar. Sie können auseinandergefaltet und damit platzsparend aufbewahrt werden. Da das Thema Umweltschutz auch in der Logistikbranche einen hohen Stellenwert einnimmt, ist die aus Recyclingpapier hergestellte Wellpappe zu Recht das beliebteste Material. Wellpappe wird in der Regel aus 80 Prozent Recyclingmaterial (Altpapier, Karton, gebrauchte Wellpappe) und lediglich aus 20 Prozent Frischfasern hergestellt. Werden die Kartons nicht mehr benötigt, werden sie wiederum über das Altpapier entsorgt und können erneut zu neuen Verpackungen verarbeitet werden. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf.

Fazit
Wellpappe ist ein faszinierendes Verpackungsmaterial. Sie ist leicht, stabil und flexibel verwendbar. Sie ist zudem auch ein nachhaltiges Verpackungsmaterial, da sie zu 80 Prozent aus recycelten Materialien hergestellt werden kann und selbst recycelbar ist. Durch das geringe Eigengewicht wird beim Transport außerdem Energie gespart. Wellpappe ist aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile inzwischen das wichtigste Verpackungsmaterial in Deutschland und weltweit.